Sonntag, 12. April 2015

ღ Parkland-Klinik in Bad Wildungen

Nachdem ich meinen Reha-Antrag am 02. Oktober 2014 per Einschreiben an die Rentenversicherung geschickt habe und ewig keine Antwort bekam, musste ich Mitte Januar 2015 ins Rathaus zu einer Dame, die den kompletten Antrag noch einmal mit mir bzw. für mich ausfüllen musste. Keine Ahnung warum. Jedenfalls hat sie sich zum Glück auch meine letzte Abrechnung kopiert und ich konnte wieder gehen.

4 Wochen später, am 10. Februar 2015 kam dann endlich der lang ersehnte Brief von der Rentenversicherung an, dass ich in 14 Tagen in die Parkland-Klinik fahren werde, alle weiteren Infos bekäme ich in einem seperatem Schreiben von der Klinik selbst.

Der Brief von der Klinik kam gleich zwei Tage später an, mit allen nötigen Infos.

waaaaaaaahhh!! So lange gewartet und dann nur 14 Tage Zeit alles Mögliche zu organisieren!

Bin dann los, hab mir noch ein paar wenige Sachen für den Klinikaufenthalt besorgt. Das meiste hatte ich ja bereits. Hab noch ein paar Daueraufträge erstellt, ein-zwei Rechnungen frühzeitig bezahlt und dann meine Zeit abgesessen, bis ich 1-2 Tage vorher meine Koffer packen konnte.

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Tag der Abreise: 
Eigentlich wollte ich mit meinem Auto selbst anreisen, habe mich aber dagegen entschieden, weil die Klinik nur wenige Parkplätze für die Gäste hat. Bei Google Maps war rundherum nur Wald und ein paar andere Kliniken.. und ich wollte im schlimmsten Fall mein geliebtes Auto nicht 4 Wochen an irgend einem Waldrand stehen haben, also habe ich mich bringen lassen.

Morgens die Kinder zur Schule gebracht und dann in Ruhe gefrühstückt. Koffer ins Auto und gegen 10 Uhr hier los gefahren.. zwei Stunden Fahrt nach aktueller Verkehrslage.. uff..

In der Klinik angekommen, war natürlich erst mal alles fremd und hektisch. Koffer mussten unten geparkt werden, dann gab es eine Infomappe und man sollte sich erstmal im Schwesternzimmer anmelden gehen.

Mein Freund hat dann den Schlüssel genommen und schon die Koffer + meine drei Sechserträger Wasser (bin da sehr eigen und mag nicht alles) aufs Zimmer gebracht und dort dann auch auf mich gewartet. Bin dann nach der einstünden Wartezeit sofort ins Zimmer und musste mich erstmal ausweinen. Das Zimmer war klein, aber gemütlich und "modern" eingerichtet. Es gab einen Flachbildfernseher, einen Safe, ein Telefon, Schreibtisch, Tisch, Stühle, ich hatte ein 90x200m Bett bekommen (später stellte sich dann heraus, dass es unterschiedlich große Betten gab und die nach Gewicht eingeteilt wurden)..

Sind dann ein bisschen durch die Klinik geirrt, haben uns ein bisschen umgeguckt, eine Wasserflasche für die Klinikwasserspender an der Cafeteria gekauft und haben das Multimediapaket für sage und schreibe 5€/Tag gebucht. 5€! Telefon, Internet und Fernsehen (sky). Einzeln hätte alles Paket je 2€/Tag gekostet. Ehrlich? Das ist ein unverschämter Preis.. vor allem, wenn man bedenkt, dass die Internetqualität echt fürn Arsch war und telefonische Erreichbarkeit im Zimmer eigentlich selbstverständlich sein sollte..
Aber meldet man das Telefon nicht an, kann einen die Familie von zu Hause nicht anrufen. Selbst das ist dann gesperrt! Tja und da zu Hause zwei 6-jährige Kinder todtraurig sind, weil die Mama jetzt 4 Wochen weg ist und die garantiert öfter telefonieren wollen, kam ich nicht umhin auch dies anzumelden.

Nach 45 min rief die Stationsschwester dann an und fragte, ob sie eben vorbei kommen könne um ein kurzes Aufnahmegespräch mit mir zu führen. Sie kam sofort und war sehr nett. Wir haben kurz über die Regeln und die ersten Tagesabläufe gesprochen, dann hat sie uns noch einen schönen Tag gewünscht und war gleich wieder weg. Also noch ein wenig aufs Bett gelegt und weiter ins T-Shirt von meinem Freund geweint. Ich wollte nicht, dass er geht! Er hätte da bleiben sollen! Ich vertrage solche Momente einfach absolut nicht.

Gegen Nachmittag musste er dann aufbrechen, die 2-stündige Rückfahrt, Kinder von der Oma abholen, Hausaufgaben kontrollieren, Kinder trösten, uws. - ich habe ihn bis zum Auto begleitet, verabschiedet und bin dann weinend zurück ins Zimmer. Dort bin ich dann die letzte Stunde bis zum Abendbrot geblieben.

Kurz vor dem Abendbrot gab es für alle neuen Patienten eine Führung durch den Speisesaal. Dort wurde alles erklärt, jedem wurde sein Sitzplatz an den Tischen zugeteilt bzw. gezeigt und dann durften wir schon bleiben und unser Essen holen, bevor der große Ansturm kam.
Ich saß also an Tisch Nr. 37 - insgesamt gab es 10 Plätze. Einer davon gehörte nun mir! Langsam trudelten nach und nach meine Tisch-Nachbarn ein und ich musste feststellen, dass von 10 Plätzen 9 besetzt waren und.. Jackpott! Ich bin die einzige Frau unter 8 großen, adipösen Männern! Juhu!

Die ersten zwei-drei Tage bin ich einfach nur von meinem Zimmer zum Essen, hab mich da etwas unterhalten und zu den Terminen gegangen, den Rest der Zeit habe ich im Zimmr für mich alleine verbracht. Erst am Freitag, während der Lehrküche kam ich dem einen Mann (Benny; 24 Jahre) von unserem Tisch , durch rumscherzen, etwas ins mehr ins Gespräch. Haben uns dann auf dem Weg zurück ins Gebäude noch etwas unterhalten (da war noch ein Junge, [Johannes; 19 Jahre] von unserem Tisch dabei) und uns ganz gut verstanden. Als wir da so rum standen, kam noch eine Frau dazu und wir haben uns dann über die ersten Tage so unterhalten. Habe erzählt, dass ich mir eigentlich vorgenommen hatte jeden Tag Schwimmen zu gehen und bisher nicht ein Mal war. Die Bekki fing dann an, dass es ihr genau so ginge und sie ungern alleine gehen würde.Perfekt! Hab die Chance bei Schopfe gepackt und wir haben uns dann zu Viert für in 20min im Schwimmbad verabredet. So war der Moment geboren, dass wir ab dem Tag alle Vier fast unzertrennlich wurden und die meiste Zeit des Tages zusammen verbacht haben, wenn wir keine Anwendungen hatten.

So vergingen Stunde um Stunde, Tag um Tag, Woche um Woche, .. Benny und ich kamen uns freundschaftlich immer näher. So unterschiedlich wie wir waren, so ähnlich waren wir uns auch. Er hat mich in schlechten Stunden aufgebaut, ich habe ihn in seinen schlechten Stunden aufgefangen.. eine tolle Zeit, menschlich gesehen!

Jeden Dienstag verließen uns Leute vom Tisch, dafür kamen nachmittags immer wieder neue Leute dazu. Nach der ersten Woche war ich ziemlich angetan von meinem Männer-Tisch. Immerhin war ich DIE Nummer Eins und habe natürlich dienstags gehofft, dass nur noch Männer dazu kommen.. ;)

Jedenfalls blieb ich nicht lange alleine am Tisch. Einen Dienstag kamen dann noch Jana und Tara (Schwanger in der 12. SSW) dazu. Die Beiden waren so toll, dass es am Ende doch ok war, dass ich nicht mehr die einzige Frau am Tisch war.

Freitags/Samstags waren wir abends gern mal im "Blauen Engel" in Reinhardshausen. Die Einen haben Cocktails getrunken, ich habe mich mit meinen Softgetränken über Wasser gehalten. Innerhalb der Woche waren wir gerne bei "Pizzeria Pronto" oder im "Brauhaus" in Bad Wildungen. Ein MUSS, wenn man in Bad Wildungen ist, ist das "Knusperhäuschen".

Im Knusperhäuschen wurden wir von einer zauberhaften Dame ganz herzlich empfangen und man betritt ein Haus, als wäre man in einer anderen Zeitzone.. in einer anderen Welt. So würde ich meine Wohnung niemals einrichten, trotzdem war es einfach zauberhaft. Ich hab den Mund vor staunen nicht mehr zu bekommen. So unbeschreiblich gemütlich.

Die Riesenwindbeutel-Schwäne die wir bekommen haben, waren wirklich riesig. Für den Preis erwartet man eigentlich einen etwas kleineren Schwan, aber gefühlt war da mind. 1/2 Glas Kirschen drauf und bestimmt so 250-300g Erdbeeren auf dem anderen Schwan. Und lecker. Wirklich toll!

Das Waffelhaus war da eher weniger mein Fall.
Die herzhaften Waffeln waren ganz gut. Das Salatbuffet war klein und ständig leer.

Ich hatte das zweitteuerste Gericht auf der Karte, konnte es aber leider nicht genießen. Der Lachs war leider viel zu fettig, die Remoulade (hausgemacht?) ziemlich scharf.. aber immerhin war unsere Bedienung ziemlich nett und alleine deswegen gab es ein kleines Trinkgeld. Der arme Mann konnte ja nun nichts dafür.


Rückblickend habe ich mich geärgert, dass ich nicht lieber eine süße Waffel gegegssen habe. Aber bei den stopfenden Portionen, war für meinen armen Magen nur ein Entweder-Oder an der Tagesordnung. Die süßen Waffeln sahen jedenfalls vielversprechend(er) aus.

Das Brauhaus hatte eine sehr übersichtliche Karte, was mir nach der Karte im Waffelhaus echt lieber war. Wenige, aber dafür ausgewählte und gute Gerichte.
Als Wenig-Fleisch-Esser (und Nicht-Alkohol-Trinker) waren für mich genau zwei Gerichte interessant, aber dafür sehr lecker und die Portionen reichhaltig.
Laut Aussage der Anderen, war auch das Bier unheimlich lecker und egal welches man genommen hat, sehr schmackhaft. Alles in Allem waren wir auch hier mind. 2x zum Essen. Die Bedienung war gastfreundlich und cool drauf. Bei meinem ersten Besuch habe ich direkt etwas gewonnen, ein Bierglas. Da ich ja so viel Bier trinke! ;)
Toll fand ich, als mir plötzlich eine Katze um die Beine streifte. Sie kam nie weiter als auf die Bank bzw. die Stühle (und das wohl auch nur, weil wir sie gelockt haben), also super. Mal was anderes. Die Katze kam beim zweiten Besuch mit meinen Kindern, auch bei denen sehr gut an.

Und zuletzt: Pizzeria Pronto - ich dachte schon, ich hätte in Sennestadt die beste Pizza gegessen, aber die Pizza von Pizzeria Pronto schlägt echt alles! Unglaublich.. echt! Und die Pizzabrötchen mit der Joghurtsoße! Und der Thunfischsalat.. oh man! Benny hat auf die Spaghetti Carbonara geschworen und die mind 4-5x dort gegessen. Die Pizzeria hat uns echt den ein oder anderen Reha-Tag gerettet.. vorallem samstags, wenn es nur Suppen zum Mittag gab und wir keine von beiden Versionen mochten..

Tja.. schade, dass ich nicht von jedem Gericht ein Foto gemacht habe! Jetzt ärgere ich mich sehr. Habe nur im Waffelhaus daran gedacht, weil ich Benny unbedingt meine Version zeigen wollte (der war vor mir im Waffelhaus und hat uns seine beiden Portionen gezeigt).

Zurück zur Klinik: 
Die Angestellten (Ärzte, Schwestern, Speisesaalmitarbeiter, usw.) waren nett und bemüht. Die Klinik befand sich gerade Mitten in Bauarbeiten wegen irgendwelchen Brandschutzsachen, natürlich direkt unter dem Gang wo mein Zimmer drüber lag ;)

Abgenommen habe ich rein gar nichts. Ich habe mich unheimlich viel bewegt, wir haben versucht alle zwei Tage Schwimmen zu gehen, waren oft unterwegs in Bad Wildungen, .. aber Fettpunkte zählen ist so gar nicht meins und mit der Ernährungspyramide aus der Lehrküche war ich nicht einverstanden. Es hat auch niemanden interessiert, ob wir die Fettpunkte zählen und wie oft wir zum Buffet gegangen sind.
Die Frauen mit Magersucht/Bulimie wurden strengstens kontrolliert, mussten mit Betreuung essen und die Portionen wurden vom Fachpersonal abgesegnet. Bei uns nicht! Warum? Auf Nachfrage, warum das bei uns nicht so ist, bekamen wir nur die Antwort, dass wir zu Hause ja auch auf uns alleine gestellt sind..ja.. und die magersüchtigen Frauen nicht??!

Thema Sport in der Klinik: Gut, ich war die dünnste unter den Adipösen, aber der Sport war echt lächerlich.. 30min Wassergymnastik, da hätte niemand bei geschwitzt, ebenso bei Motologie und Co.. - im Vergleich: Die "Magersüchtigen" haben Zumba und powern sich da richtig aus! Ist das fair? Macht das Sinn? Rentnersport für die Dicken und Ausdauersport für die, die eh nicht weiter abnehmen dürfen?

Toll war aber, dass es, theoretisch, Boxen im Angebot gab. Ich durfte zwar nicht rein, keine Ahnung warum. Der Wunsch wurde in meiner Akte vermerkt, aber nie erfüllt. Sehr schade. Bogenschießen konnte ich 2x machen, hätte das gerne öfter gemacht, aber auch das war nicht möglich. Der MTT-Raum war langweilig, da war ich nicht oft. Schön waren Fango und die Entspannungsbäder. Die Sauna darf ich aus noch nicht abgeklärten, gesundheitlichen Gründen nicht nutzen, fiel für mich also weg. Massagen gab es in der Klinik leider nicht! *heul*

Die Gruppentherapie hat mir sehr gut gefallen und hat mir auch gut getan. Auch, wenn ich meistens Diejenige war, die heulend aus der Gruppe gegangen ist. Musiktherapie hat mir auch Spaß gemacht, da habe ich sogar für diese Woche Donnerstag einen Termin in Bielefeld, um TaKeTiNa auch hier weiter zu machen.. meine liebe Freundin Sabrina wird mich begleiten. Hoffentlich geht es ihr an dem Abend gut genug dafür!

Ansonsten: Die Reha war für mich eher ein vierwöchiger All-In Urlaub. Ich musste nicht putzen, nicht kochen, nicht einkaufen, .. aber genau das war eigentlich auch das Problem. Kaum war ich zu Hause, war ich wieder Mitten drin im Geschehen und die ganze Erholung fürn Arsch. Plötzlich war da der Haushalt, der 4 Wochen liegen geblieben ist, die Kinder die ständig an einem zerren und etwas wollen, der Einkauf, der Alltag.. das Einzige was ich gemacht habe ist, mir die ersten Tage zu Hause nicht all zu voll zu stopfen, um zumind. in dem Punkt etwas Ruhe zu haben.

Am Montag beginnt die Schule wieder (Osterferien vorbei), dann geht der Stress von ganz alleine wieder los.. aber: ich werde mir ab jetzt versuchen, bewusst 1-2 Std. pro Woche Zeit für mich zu nehmen. Egal was ich dann mache. Schwimmen gehen, ein ausgiebiges Bad, 45min in die Salzgrotte, vielleicht gönne ich mir zwischenzeitig mal eine Massage, .. hoffentlich klappt das!

Alles in Allem freue ich mich über die Menschen, die ich in den 4 Wochen kennen lernen durfte. Sowas schweißt doch schon noch Mal ganz anders zusammen, als zu Hause mit Familie und Freunden, die oft nicht nachvollziehen können, wie es mir geht und warum ich jetzt eben mal nicht einfach "funktionieren" kann.. und wo ich die Dickste bin. Nicht wie in der Reha, ausnahmsweise mal die Dünnste..

DANKE, dass ich euch kennen lernen durfte und dass ihr mir gezeigt habt, was ich nicht mehr sehen konnte!
Hoffentlich haben wir in ein paar Jahren immer noch zwischendurch mal Kontakt und hoffentlich bleibts beim Treffen in einem Jahr in Bad Wildungen!







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